RENCONTRES INÉDITES I

Schumanns Kammermusik ist bekannt für ihre verschlungene Sensibilität, wobei die Klavierlinien unaufhaltsam dahingleiten, wie der Rhein seinem Lauf folgt. Aber auch für ihre unerwarteten Wendungen: Momente zarter Poesie weichen plötzlich furiosen Episoden, in denen die Streicher die Noten mit entschlossener Autorität skandieren oder im Gegenteil mit Heiterkeit in die Höhen ihrer Tessitur aufsteigen. Nichts dergleichen findet sich in Brahms’ Klavierquintett, obwohl die Verwandtschaft zwischen den beiden Komponisten spürbar ist. Von der ersten Minute an ist die Sache klar: Eine dunkle und beunruhigende Melodie wird unisono vorgetragen, bevor ein Ausbruch der Wut den Rahmen der Monodie sprengt und sofort wieder abebbt. Mit gerade einmal dreißig Jahren verlässt Brahms mit diesem prägnanten Werk, dessen Effizienz mit dem Skalpell bearbeitet wurde, seine kompositorische Jugend. Um diese Werke zu präsentieren, hat das Verbier Festival ein Elite-Team eingeladen. An vorderster Stelle steht dabei ein Nikolaï Lugansky auf dem Höhepunkt seiner Kunst, der 2026 das vierzigjährige Jubiläum seines ersten Recitals feiert.