THOMAS QUASTHOFF / KIRILL GERSTEIN

Juli 1944. Im Lager Theresienstadt, der Vorkammer von Auschwitz, wo er mit seiner Familie wartete, schrieb Viktor Ullmann ein Klavierwerk, inspiriert von der Poesie Rainer Maria Rilkes. Drei Monate später wurde er unmittelbar nach seiner Ankunft in einem der berüchtigtsten Todeslager ermordet. Als Schüler Zemlinskys und nahestehend Schönberg war Ullmann ein seltenes Talent, das sich während eines Aufenthalts in Prag für Dodekaphonie, Mikrotonalität und das böhmische Musikerbe interessierte. Paradoxerweise ist ein Großteil seiner im Lager Theresienstadt komponierten Werke erhalten geblieben, obwohl er dort mit der Organisation des „Kulturlebens“ für einen sorgfältig inszenierten Besuch des Roten Kreuzes beauftragt war. Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke, basierend auf einem Gedicht von Rilke, stammt aus dieser Zeit und feiert den Geist der Goldenen Zwanziger mit all der Tragik, die den Umständen seiner Entstehung angemessen ist. Die Ernsthaftigkeit und der Schalk Quasthoffs, das brillante und tragische Spiel Gersteins: Solche Künstler waren nötig, um die emotionale Kraft dieses Werkes zu vermitteln.